Die Sicherheitsebenen:
1. Ausbildung, Verhalten
2. Leistungsfähige Boote
Ergonomische Fußsteuer
Guter Wellenschutz
Notschwimmeigenschaften
Weitere Merkmale
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3. Rettungswesten, ...
4. An Land kommen
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...than it is to treat."
Dies bedeutet, ein wenig abgewandelt:
Es ist viel einfacher, das Eintauchen in kaltes Wasser zu verhindern, als dessen Konsequenzen auszugleichen bzw. zu behandeln.


1. Ergonomische, wirksame Fußsteuer:

- Wirksam: Mindest-Ausschlag 35 Grad zu jeder Seite hin, bei angemessen dimensionierter im Wasser wirksamer Fläche des Steuers.
- Leichtgängig: Geringer, max. moderater Kraftaufwand auch bei Vollausschlag und bei voller Fahrt (bei einem Fünfer 12 bis 15 km/h gegenüber dem Wasser).
- Ergonomisch: Leicht und präzise einstellbar, zwei Fußriemen, Steuerlatschen nicht zu schmal, Drehpunkt des Steuerlatschens an Ferse oder etwas oberhalb.
- Zuverlässig: Das Steuer darf nicht blockieren oder wirkungslos werden, also: zwei Fußriemen, Verstellmöglichkeit so ausgeführt, dass sich nichts verhakt oder aushängt, Feststellmöglichkeit zur Umstellung von Fuß- auf Handsteuerbetrieb darf keinesfalls von selbst einrasten.

Es folgen einige weniger gute Beispiele:

Fußsteuer mit nur einem Fußriemen und lediglich grober Einstellmöglichkeit über längliche Kettenglieder.
Volle Wirkung auf beiden Seiten oft nicht erreichbar, v.a. bei C-Fünfern generell nur geringe Wirkung.
Mir sind mehrere Fälle bekannt, bei denen sich sehr ähnliche Kettchen im Führungsschlitz verfangen und das Steuer blockiert haben.
 
Vorteile dieses Steuers:
- Zwei Fußriemen, dadurch bessere Kraftübertragung und Zuverlässigkeit
- Kettchen kann sich nicht in der Führung des Steuerlatschens verfangen
- Kettchen ist feiner einstellbar
Nachteile:
- Auch der untere Fußriemen liegt für einen kleineren Frauenfuß zu weit oben (am Grundgelenk des großen Zehs), die nicht verstellbare Alu-Seitenführung liegt für ihn viel zu weit oben, die Wirkung des Steuers ist dann sehr gering
- Ist das Stemmbrett weit ins Heck gestellt und die oben zu sehende Rollbahn etwas weiter zum Bug, kann sich das herunterhängende Steuerkettchen in der rechten Rollbahn verfangen; das Steuer hängt dann kurzzeitig fest
 
Dieser Feststellbolzen zum Umstellen zwischen Fuß- und Handsteuerbetrieb ist durch eine Feder vorgespannt und nur durch Adhäsion gegen das Einrasten "gesichert".
 
Feststellbolzen gegenüber dem vorigen Bild um ca. 90 Grad verdreht...
 
...und nun (nur noch etwas) weiter verdreht und daraufhin eingerastet.

Mir sind mehrere Fälle bekannt, in denen sich der Bolzen von sich aus um über 100 Grad verdreht hat und damit eingerastet ist. Im hier gezeigten Fall wäre das Steuern nach Backbord nicht mehr möglich.

 

Sehr schmal gebautes Fußsteuer - Steuerwirkung nach Steuerbord bei Füßen der Größe 45 - nahe Null...
(Jogging- oder Tenninsschuhe haben ähnliche Maße wie die hier zur Veranschaulichung eingesetzten Trekking-Sandalen.)
 

Würden solche - auch für Bundeswasserstraßen bestimmte - Gig-Boote so geprüft, dass sie z.B. ein CE-Zeichen bekämen, würden solche Einschränkungen sicherlich nicht vorkommen.

Dies ist jedoch nicht der Fall:
Gesetze und Praxis
 

2. Vernünftigen, den Verhältnissen angepassten Wellenschutz:

- Auf dem Rhein, besonders auf der Strecke Bingen - Bonn, sollten Bug- und Heckabdeckung Standard sein, nicht nur bei C-, sondern auch bei E-Booten.

- Im Winterhalbjahr gilt dies um so mehr.

- Flache Abdeckungen bieten recht wenig Platz für Gepäck und haben bei übersehenen, wirklich gefährlichen Wellen leider eine nur eingeschränkte Wirkung:

Diese Abdeckung ist - ohne zusätzliche Sicherung - nur aufgeschoben und allein nicht schwimmfähig; auf diese Weise ist schon so manches Exemplar (z.B. nach Vollschlagen des Bootes) verlorengegangen. Zur Sicherung kann man während der Fahrt die Bugleine "zweckentfremden".
Hier fehlt zudem die vordere Abdichtung; dies kann bei Wanderfahrten etwas lästig werden, da an dieser Stelle im Laufe des Tages einiges an Wasser eindringen kann (beispielsweise bei einem Fünfer bei Gegenwind auf dem Rhein).

- Von Vorteil ist eine erhöhte Ausführung, die dann auch etwas kürzer (3/4 bis 4/5 Länge) bemessen werden kann.

- Besonders auf windanfälligen Gewässern, aber auch auf dem Rhein kann ein richtig ausgeführter Seitenschutz günstig sein. Er verhindert sehr wirksam das Eindringen von Wasser und wirkt, solange das Boot Fahrt gegenüber den Wellen macht. Er benötigt daher eine gute Bugabdeckung, um richtig zu funktionieren.

3. Gute Notschwimmeigenschaften:

Unzureichende Notschwimmeigenschaften einer C-Gig
Playlist auf Youtube

- Sind die Minimal-Anforderungen der FISA erfüllt, trägt das Boot auch vollgeschlagen die gesamte Mannschaft und ist dabei noch eingeschränkt manövrierbar: die Oberkante der Rollsitze befindet sich dann maxinal 50 mm unter der Wasserlinie: Video auf Youtube 
Dies sollte wirklich als Minimal-Anforderung verstanden werden, denn über die Bordwand nach oben hinausragendes Gepäck oder sehr unruhiges Wasser sind darin nicht berücksichtigt.

- Das Boot trägt eine Plakette, aus der hervorgeht: Auch ganz vollgeschlagen wird eine Mannschaft mit einem Durchschnittsgewicht von xx kg plus Gepäck von z.B. 6 kg pro Person getragen. Beim Gepäck zählt nur der Anteil, der nach oben über das Dollbord hinausragt; der Anteil darunter trägt sich bei komplett vollgeschlagenem Boot fast immer selbst bzw. steuert meist noch etwas Auftrieb bei.

- Als absolutes Minimum sind in einem nachzurüstenden Gig-Boot (Bootsschale aus GFK, mit Holzinnenausbau) aufblasbare Auftriebskörper von ca. 40 Liter Auftrieb pro Ruderplatz anzusehen. In Bug und Heckspitze sollte möglichst weiterer Auftrieb nachgerüstet werden - auch, um einem Kippmoment bei vollgelaufenem Boot entgegenzuwirken. Ein solches Boot erfüllt die FISA-Anforderungen zwar nicht, bietet aber i.d.R. soviel Halt, dass mindestens die Oberkörper ganz aus dem kalten Wasser kommen: Video auf Youtube

- Ist das Boot z.B. nach einer Kollision mit einer Boje zerbrochen, müssen auch große Bruchstücke viel Halt bieten, so dass die Oberkörper aus dem kalten Wasser gebracht werden können.

Seit kurzer Zeit folgen manche Bootswerften auch bei Gig-Booten den Empfehlungen der FISA. Näheres siehe unter Interessante Links.

4. Weitere Merkmale:

- Der sog. Rheinriss (Bug und Heck sind erhöht gebaut) ist für Boote empfehlenswert, die z.B. auf diesem Strom fahren.

- Günstig sind Lenzklappen mit Rückschlagventilen (Lenzer). Ist nicht zuviel Wasser eingedrungen, sind sie richtig eingebaut und schafft die Mannschaft ein zügiges Tempo, können ca. 150 Liter Wasser in 10 bis 15 Minuten komfortabel nach draußen befördert werden (dies ist ein grober Richtwert).

- Mindestens zwei Schöpfgefäße (zu je ca. 1 Liter) sollten griffbereit an Bord sein.

- Ein sinnvolles Zubehör für fußgesteuerte Boote scheint mir der Ruderspiegel zu sein: www.ruderspiegel.de
Die Systemhalterungen verbleiben i.d.R. an den Auslegern des Bugplatzes; die Spiegel werden über Schnellverschlüsse angebracht und wieder gelöst.

- Verfügen die Steuer z.B. über um 90 Grad gewinkelte Beschläge, können sie durch Wellen nicht herausgehoben werden.

Näheres siehe unter Weitere Merkmale.
 
 

Wellenfeld eines Koppelverbandes auf dem Rhein, Bonn 2010.

Die Verhältnisse in diesem Bild sind günstig - fast kein Wind, 3,80 m Pegelstand (nur 30 cm über Mittelwasser), kein Gegenverkehr, keine Moterboote, keine Kribben, noch ein gewisser Abstand des Verbandes vom Ufer (es wird z.T. deutlich dichter gefahren).
Besonders wenn einer oder mehrere der o.g. "Parameter" hinzukommen, überlagern sich die Wellen - sie können dann z.T. deutlich höher und steiler werden.

Nicht nur in solchen Fällen ist man in einem Gigboot mit günstigen Eigenschaften (wie oben beschrieben) in einer erheblich besseren und sichereren Lage.
 

5. Gute Wartung:

Es gibt sehr schöne Beispiele alter Boote, die bestens in Schuss gehalten werden.

Auch das ursprünglich beste Boot nutzt wenig, wenn - schlimmstenfalls - wesentliche Teile wie das Dollbord verrottet sind oder weitere Sicherheitsmerkmale Mängel aufweisen (z.B. Fußsteuerlatschen völlig verschlissen).
Besonders bei viel gefahrenen Kunststoffbooten mit Holzinnenausbau halte ich eine gute Wartung für wichtig.

Wenn sich Neuteile als wenig oder evtl. auch als nicht brauchbar erweisen, müssen sie schnellstmöglich bei der Werft reklamiert und ausgetauscht bzw. repariert werden - einige Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit waren:
- Niro-Dollenstifte mit "Sollbruchstelle", die bei Temperaturen von unter 0 Grad spontan brechen konnten.
- Kunstoff-Dollen ohne Bügel, die nach kurzer Zeit weich wurden. Beim Wellenannehmen konnten selbst bei einem Fünfer auf einer Seite spontan alle Skulls aus diesen Dollen herausspringen.
- Nach kurzer Zeit undicht gewordende Luftkästen, die sich z.T. voll Wasser sogen.

Einige aktuelle Beispiele finden sich auf dieser Seite und ihren Unterseiten.
 


- Unter "SicherRudern" bei Youtube
www.youtube.de/SicherRudern
finden sich Videos, die die Aussagen hier verdeutlichen und zusätzliche Beispiele bringen.

- Hintergrundinformationen zu "Leistungsfähige Boote" sind hier Gesetze und Praxis zusammengestellt: "Warum die Praxis so ist, wie sie derzeit ist."


(Bilder der Abschnitte 2 und 3 dieser Seite: Hans-Walter Theiss 2009, Rhein in Loreley-Nähe.)
 

Zuletzt aktualisiert am 04.06.12